Mit der steigenden Verbreitung von Photovoltaikanlagen rücken Sicherheitsaspekte und normgerechte Prüfverfahren immer mehr in den Fokus. Netzgekoppelte PV-Systeme müssen nicht nur effizient arbeiten, sondern auch zuverlässig und sicher betrieben werden. Um dies zu gewährleisten, sind umfassende Prüfungen und eine detaillierte Dokumentation der Anlage erforderlich. Die Norm DIN EN 62446-1 (VDE 0126-23-1):2019-04 beschreibt die Anforderungen an die Prüfung, Dokumentation und Instandhaltung solcher Anlagen und gibt klare Vorgaben für die Erst- und wiederkehrenden Prüfungen.

Eine sorgfältige Systemdokumentation ist essenziell, um den langfristigen Betrieb der Anlage sicherzustellen. Dazu gehören unter anderem grundlegende Systemangaben wie Projektidentifikation, die Bemessungsleistung, Hersteller und Modell der verwendeten Komponenten sowie das Installations- und Inbetriebnahmedatum. Ebenso wichtig sind Informationen zu den beteiligten Unternehmen – sowohl die des Systementwicklers als auch die des Installateurs –, um bei späteren Wartungen oder Fehleranalysen auf relevante Ansprechpartner zurückgreifen zu können. Ein zentrales Element der Dokumentation ist der Schaltplan, der alle wesentlichen elektrischen Verbindungen und Schutzmaßnahmen der Anlage darstellt. Ergänzt wird dies durch technische Datenblätter der PV-Module und Wechselrichter sowie spezifische Informationen zu mechanischen Konstruktionen, Sicherheits- und Notsystemen sowie Wartungsanweisungen.

Neben der Dokumentation sind umfassende Prüfungen erforderlich, um die normgerechte Errichtung und Funktion der Anlage sicherzustellen. Die Norm unterscheidet dabei zwischen verschiedenen Prüfkategorien. Die Prüfungen der Kategorie 1 sind als Mindestanforderung für alle netzgekoppelten PV-Anlagen verpflichtend und umfassen grundlegende elektrische Messungen. Dazu gehört die Überprüfung der Durchgängigkeit von Schutzleitern und Potentialausgleichsleitern, um eine sichere Ableitung von Fehlerströmen zu gewährleisten. Eine Polaritätsprüfung stellt sicher, dass die Gleichstromleitungen korrekt angeschlossen sind, während die Messung der Leerlaufspannung und des Kurzschlussstroms Hinweise auf eventuelle Modul- oder Verdrahtungsfehler gibt. Zusätzlich wird eine Funktionsprüfung des Systems durchgeführt, um sicherzustellen, dass der Wechselrichter korrekt arbeitet und sich bei einer Netztrennung ordnungsgemäß abschaltet. Ein besonders wichtiger Punkt ist die Messung des Isolationswiderstands, die mögliche Fehler in der Verkabelung oder in den Modulen aufdecken kann.

Für detailliertere Fehleranalysen und eine tiefgehende Überprüfung der Systemleistung kommen die Prüfungen der Kategorie 2 zum Einsatz. Eine zentrale Methode ist die Aufnahme der Strom-Spannungs-Kennlinie (I/U-Kennlinie) eines PV-Strangs, die detaillierte Informationen über das Leistungsverhalten der Anlage liefert. Durch Abweichungen in der Kennlinie lassen sich Probleme wie verschattete Module, defekte Bypass-Dioden oder alterungsbedingte Leistungsverluste frühzeitig erkennen. Eine weitere erweiterte Prüfmaßnahme ist die Untersuchung des PV-Arrays mit einer Infrarotkamera, mit der thermische Auffälligkeiten, sogenannte Hotspots, sichtbar gemacht werden. Diese können auf Zellschäden, fehlerhafte Lötstellen oder mangelhafte elektrische Verbindungen hindeuten, die langfristig zu Leistungsverlusten oder gar Bränden führen können.

Neben diesen Standard- und erweiterten Prüfverfahren definiert die Norm auch zusätzliche Prüfungen, die unter bestimmten Bedingungen notwendig werden. Dazu gehört unter anderem die Messung der Spannung gegen Erde bei Systemen mit Widerstandserdung, um unerwartete Erdungsfehler frühzeitig zu identifizieren. Die Prüfung von Sperrdioden ist erforderlich, wenn Rückströme innerhalb der Anlage vermieden werden müssen. Eine besonders aufschlussreiche Messung ist die Prüfung des Isolationswiderstands im Nasszustand, die Hinweise darauf geben kann, ob Feuchtigkeit in Module oder Kabelverbindungen eingedrungen ist. Abschließend sollte bei jeder umfassenden Inspektion eine Bewertung der Schattenverhältnisse durchgeführt werden, da auch teilweise Verschattungen erhebliche Auswirkungen auf die Anlagenleistung haben können.

Die Ergebnisse aller durchgeführten Prüfungen müssen in einem detaillierten Prüfbericht dokumentiert werden. Dieser Bericht dient als Nachweis für die normgerechte Installation und bietet eine wertvolle Grundlage für spätere Wartungen und Instandhaltungen. Während die Erstprüfung nach der Inbetriebnahme der Anlage durchgeführt und dokumentiert wird, sind wiederkehrende Prüfungen in regelmäßigen Abständen erforderlich, um sicherzustellen, dass sich die Anlage weiterhin in einem einwandfreien Betriebszustand befindet.

Checkliste für die Prüfung und Dokumentation netzgekoppelter PV-Anlagen gemäß DIN EN 62446-1 (VDE 0126-23-1):2019-04

✅ 1. Allgemeine Systemdokumentation

☐ Projektidentifikation und Standortangaben
☐ Installationsdatum und Inbetriebnahmedatum
☐ Angaben zum Systementwickler (Firma, Ansprechpartner, Kontaktdaten)
☐ Angaben zum Installateur (Firma, Ansprechpartner, Kontaktdaten)
☐ Technische Daten des Systems:
   ☐ Bemessungsleistung (kW DC / kVA AC)
   ☐ PV-Module (Hersteller, Modell, Anzahl)
   ☐ Wechselrichter (Hersteller, Modell, Anzahl)


✅ 2. Schaltpläne und technische Unterlagen

☐ Prinzip-Schaltplan des PV-Systems
☐ Schaltplan mit DC- und AC-Seite
☐ Strangverschaltung (bei ≥3 Strängen)
☐ Datenblätter der PV-Module (gemäß IEC 61730-1)
☐ Datenblätter der Wechselrichter
☐ Angaben zur mechanischen Konstruktion (Montagesystem)
☐ Informationen zu Notsystemen (Brandmelder, Abschaltvorrichtungen)
☐ Wartungs- und Betriebsanleitung
☐ Prüfergebnisse und Inbetriebnahmeprotokolle


✅ 3. Prüfungen der Kategorie 1 (Pflicht für alle Systeme)

🔎 Sichtprüfung (Besichtigen)

☐ Schutzleiter und Potentialausgleich fachgerecht installiert
☐ PV-Module und Montagesystem ordnungsgemäß befestigt
☐ Kabeldurchführungen wetterfest und UV-beständig
☐ Überspannungsschutz vorhanden und korrekt installiert
☐ Wechselrichter fachgerecht angeschlossen

🛠️ Elektrische Prüfungen

☐ Durchgängigkeit der Schutzleiter und Potentialausgleichsleiter geprüft
☐ Polaritätsprüfung der Gleichstromleitungen durchgeführt
☐ Messung der Leerlaufspannung (Uoc) aller Stränge
☐ Messung des Kurzschlussstroms (Isc) aller Stränge
☐ Funktionsprüfung des Wechselrichters
☐ Messung des Isolationswiderstands (mind. 1 MΩ bei ≤ 10 kWp)
☐ Prüfung der korrekten Abschaltung des Wechselrichters bei Netztrennung


✅ 4. Prüfungen der Kategorie 2 (Erweiterte Fehleranalyse)

📊 Aufnahme der I/U-Kennlinie (Strom-Spannungs-Kennlinie)

☐ Messung der Leerlaufspannung (Uoc) und des Kurzschlussstroms (Isc)
☐ Analyse der vollständigen I/U-Kennlinie zur Fehlerdiagnose
☐ Ermittlung von Leistungsabweichungen und Modulfehlern

🌡️ Thermografieprüfung mit Infrarotkamera

☐ Hotspots auf Modulen überprüft
☐ Überhitzung an Steckverbindungen oder Anschlusskästen festgestellt
☐ Temperaturunterschiede zwischen Modulen erkannt


✅ 5. Zusätzliche Prüfungen (bei speziellen Anforderungen)

☐ Spannung gegen Erde bei Widerstandserdung geprüft
☐ Funktionalität der Sperrdioden überprüft
☐ Isolationsprüfung im Nasszustand durchgeführt
☐ Schattenanalyse des PV-Arrays durchgeführt


✅ 6. Dokumentation und Prüfbericht

☐ Erstprüfung nach Installation dokumentiert
☐ Prüfprotokolle mit Messwerten archiviert
☐ Mängel und Korrekturmaßnahmen festgehalten
☐ Wiederkehrende Prüfungen in regelmäßigen Abständen durchgeführt
☐ Abschlussbericht für Betreiber erstellt

Dies ist eine selbst erstellte Zusammenfassung der Norm VDE 0126-23-1 und soll lediglich einen Überblick dieser wiedergeben. Für detailliere Informationen ist die Norm beim VDE erhältlich.